Vor ein paar Wochen haben wir uns bereits damit beschäftigt, wie man in Deutschland Physiotherapeut oder Physiotherapeutin werden kann. Dabei haben wir uns angesehen, wie die Ausbildung in diesem Berufsfeld aufgebaut ist, welche Kosten für die Ausbildung anfallen und wie die Berufschancen von Physiotherapeut:innen auf dem Arbeitsmarkt aussehen. In diesem Blogbeitrag widmen wir uns jetzt der Psychotherapie-Ausbildung.
Wie wird man eigentlich …?
Wir führen damit also unsere Serie „Wir wird man in Deutschland eigentlich …?“ fort, denn wir wollen euch zeigen, wie eure berufliche Laufbahn als Therapeut:in aussehen kann. Mit unserer jahrelangen Erfahrung haben wir das notwendige Know-how, um euch dabei zu helfen, als selbstständige Therapeut:innen zu arbeiten.
synaptos begleitet euch nämlich von der Ausbildung über die Praxisgründung bis hin in den Praxisalltag, wo ihr mit unserer Software arbeiten könnt.
In diesem Beitrag geht es also um die Frage: „Wie wird man in Deutschland eigentlich Psychotherapeut:in?“
Reform der Psychotherapie-Ausbildung
In der Bundesrepublik Deutschland ist die Psychotherapie-Ausbildung seit Kurzem bzw. genauer seit 2020 stark im Umbruch. In jenem Jahr gab nämlich der damalige deutsche Bundesminister für Gesundheit Jens Spahn die Reform der Psychotherapeutenausbildung bekannt.
Diese sollte dadurch moderner und an aktuelle Gegebenheiten in der Ausbildung angepasst werden. Ziel war die wiederhergestellte bundesweite Vergleichbarkeit der Abschlüsse und damit des Zugangs zum Psychotherapeut:innen-Beruf. Außerdem sollten neue wissenschaftliche Erkenntnisse und die Weiterentwicklung psychotherapeutischer Methoden im Gesetz berücksichtigt werden.
Dazu bedurfte es einer neuen gesetzlichen Grundlage mit dem Ziel die psychotherapeutische Versorgung zu verbessern – dem sogenannten PsychThGAusbRefG = Psychotherapeutenausbildungsreformgesetz.
Nun erhalten Studierende die Approbation als Psychotherapeutin oder als Psychotherapeut nach einem fünfjährigen Universitätsstudium. Für den Zugang zum Versorgungssystem der gesetzlichen Krankenversicherung ist allerdings eine anschließende Weiterbildung notwendig.
Das PsychThGAusbRefG trat am 01.09.2020 in Kraft und damit wurden die Änderungen in der Psychotherapie-Ausbildung wirksam.
Doch was hat sich mit dem neuen Gesetz konkret verändert und wie sieht die Ausbildung zum Psychotherapeuten bzw. zur Psychotherapeutin in Deutschland nun aus?
Psychotherapie-Ausbildung vor 2020: Das PsychThG
Vor dem Reformgesetz war der am häufigsten eingeschlagene Weg, um Psychotherapeut:in zu werden, gemäß dem PsychThG von 1998 das Psychologie-Studium – alternativ auch ein Medizin-Studium. So musste ein Bachelor- und ein daran anschließender Masterabschluss im Studienfach Psychologie absolviert werden.
Der erfolgreiche Studienabschluss berechtigte zur drei bis fünf Jahre dauernden post-gradualen Ausbildung „Psychotherapeut:innen in Ausbildung: PPiA“. Auf diesem Wege erhielten angehende Psychotherapeut:innen nach dem Staatsexamen ihre Approbation und mussten noch eine Fachpsychotherapeutenprüfung absolvieren.
Psychotherapie-Ausbildung seit 2020: Das PsychThGAusbRefG
Die seit dem PsychThGAusbRefG vom 1. September 2020 reformierte Psychotherapie-Ausbildung sieht nun folgenden Ausbildungsweg vor:
Universitäten können jetzt ein Direktstudium zur Ausbildung in der Psychotherapie anbieten. Jedenfalls muss aber ein 3-jähriger polyvalenter Bachelor in Psychologie und ein daran anschließendes 2-jähriges Masterstudium in Psychologie mit dem Schwerpunkt Klinische Psychologie und Psychotherapie abgeschlossen werden. Es entfällt nun die post-graduale Ausbildung und es kann direkt das Staatsexamen für die Approbation abgelegt werden.
Danach folgt analog dem Assistenzärztlichen Modell eine mehrjährige nach jeweiligem Landesrecht organisierte Weiterbildung in stationären oder ambulanten Einrichtungen („Psychotherapeut*in in Weiterbildung“) und schließlich die Fachpsychotherapeutenprüfung bzw. Sozialrechtliche Anerkennung.
Weitere Änderungen durch die Reform:
- Geänderte Berufsbezeichnung: Psychotherapeutin/Psychotherapeut als Berufsbezeichnung festgelegt
- Weiterbildung: Angemessene Vergütung (dazu weiter unten mehr)
- Verbesserungen bei der Behandlung von Menschen mit psychischen Erkrankungen und psychischen Problemen
Aufbau des Psychotherapie-Masterstudiums
Seit dem Wintersemester 2020 können Interessierte in Deutschland nun also direkt Psychotherapie im Masterstudium studieren. Davor ist jedoch – wie bereits erläutert – ein Bachelorstudium in Psychologie zu absolvieren.
Im Masterstudium Klinische Psychologie und Psychotherapie werden dann beispielsweise die folgenden Inhalte behandelt:
- Spezielle Störungs- und Verfahrenslehre der Psychotherapie bzw. Psychotherapeutische Verfahren
- Angewandte Psychotherapie
- Psychotherapeutische Handlungskompetenzen mit Praxis im Bereich Erwachsene sowie Kinder und Jugendliche
- Externe Praxiserfahrung im Forschungsorientierten Praktikum
Kosten der Psychotherapie-Ausbildung in Deutschland
Ähnlich wie in anderen Ländern ist die Psychotherapie-Ausbildung auch in Deutschland nicht kostenlos, sondern – im Gegenteil – recht kostspielig.
So werden einerseits Studiengebühren fällig – an der Medizinischen Hochschule Brandenburg sind dies etwa derzeit insgesamt 19.920 Euro, welche semesterweise oder monatlich überwiesen werden können. Die Kosten variieren jedoch von Hochschule zu Hochschule. Andererseits fallen natürlich auch noch Kosten für Unterkunft und Mobilität an.
An einer staatlichen Hochschule wird pro Semester meist ein Semesterbeitrag von ca. 150 bis 370 Euro eingehoben. An privaten Hochschulen können sich die Kosten auf ca. 700 bis zu 5.000 Euro pro Semester belaufen.
Jedoch gibt es auch die Möglichkeit, eine finanzielle Unterstützung zu erhalten.
Angemessene Vergütung in der Psychotherapie-Weiterbildung
Wie weiter oben bereits kurz erwähnt, hat sich durch das PsychThGAusbRefG auch bei der Vergütung der Tätigkeiten als Psychotherapeut:in in Weiterbildung etwas geändert. Im ambulanten und stationären Bereich werden die Behandlungsleistungen, die Psychotherapeut:innen in Weiterbildung (PiW) im Rahmen ebendieser Weiterbildung erbringen, von den Krankenkassen vergütet.
„Ein fester Anteil der Vergütung, die die Krankenkassen für die von Psychotherapeuten in Weiterbildung („PiWs“) erbrachten ambulanten Krankenbehandlungen an die Weiterbildungsstätten zahlen, ist an die PiWs weiterzugeben. Die gleiche Regelung gilt für angehende Psychotherapeuten, die ihre Ausbildung nach dem bisherigen System angefangen haben („PiAs“)“, erläutert das Bundesministerium für Gesundheit die Anpassung.
Jene angehenden Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, die ihre Ausbildung bereits angefangen haben, erhalten als Psychotherapeut in Ausbildung („PiA“) seit 2020 folglich eine Mindestvergütung von monatlich 1.000 Euro während der praktischen Tätigkeit (Vollzeit). Bis zu diesem Zeitpunkt gab es nämlich keinerlei Vergütungsregelung. Die Mindestvergütung wird durch die Krankenkassen refinanziert.
Berufschancen nach der Psychotherapie-Ausbildung
Psychotherapeut:innen können sowohl freiberuflich bzw. selbstständig in ihrer Praxis arbeiten als auch in einer Gemeinschafts- oder Gruppenpraxis mit anderen Therapeut:innen tätig sein. Sie sind sowohl in verschiedensten Beratungs- oder psychosomatischen Einrichtungen, psychiatrischen Kliniken, Krankenhäusern, aber auch in Forschungseinrichtungen gefragt. Der Arbeitsalltag als Psychotherapeut:in kann je nach Spezialisierung sehr stark variieren.