Myofasziale Triggerpunkte: Was Sie wissen müssen
Unsere Expertin Ingrid Doboczky, die in ihrer eigenen Praxis in Moosburg/Kärnten als selbstständige Physiotherapeutin tätig ist, hat wieder einmal in die Tasten gehauen und demonstriert uns in ihrem neuen Expertinnen-Blogbeitrag, wie sie die Dokumentationsmöglichkeiten der Praxissoftware von synaptos nützt, um sogenannte Triggerpunkte bestmöglich zu dokumentieren und zu behandeln.
Zuerst erklärt sie den Nicht-Therapeut:innen unter uns aber, was myofasziale Triggerpunkte sind, welche Beschwerden durch diese ausgelöst werden und wie sich diese Beschwerden und Schmerzen manifestieren können.
Anhand eines Fallbeispiels zeigt Ingrid Doboczky schließlich, wie sie synaptos in die Behandlung und Dokumentation integriert und wie die Praxissoftware ihre Arbeit unterstützt.
Dieser Beitrag wurde von unserer Expertin Ingrid Doboczky verfasst.
Janet Travell – die Pionierin
Bereits im Jahr 1942 nützte und veröffentlichte die Ärztin und Wissenschafterin Janet Travell (*1901-✝1997) erstmals den Begriff „myofaszialer Triggerpunkt“. Travell, die auch dadurch bekannt wurde, dass sie die persönliche Ärztin von Präsident John F. Kennedy im Weißen Haus war, gilt als die Pionierin auf dem Feld und vor allem der Behandlung von myofaszialen Schmerzen.
Sie nutzte dazu etwa die Methode des „Dry Needling“, also der Behandlung mit Nadeln an den entsprechenden Triggerpunkten.
Was sind Triggerpunkte?
Doch was sind nun diese ominösen Triggerpunkte und myofaszialen Schmerzen?
Myofasziale Triggerpunkte sind kleine Knoten in den Muskeln, die bei Druckempfindlichkeit Schmerzen auslösen können. Sie entstehen durch eine Überreizung des Muskelgewebes, oft als Folge von wiederholter Belastung oder Verletzungen. Diese Punkte können Schmerzen in anderen Körperteilen verursachen, was als übertragener Schmerz bekannt ist.
Gemeinsam mit David G. Simons (*1922-✝2010) veröffentlichte Janet Travell 1983 die erste Ausgabe von „Myofascial Pain and Dysfunction – The Trigger Point Manual“. Dieses Buch gilt bis heute als wichtiges Grundlagenwerk und als der Durchbruch in der Welt der Rheumatologie, Orthopädie und Physiotherapie.
Wie die David G. Simmons Academy beschreibt, sind myofasziale Triggerpunkte dementsprechend definiert als ein überempfindlicher Punkt im Skelettmuskel innerhalb eines Hartspannstranges. Myofasziale Triggerpunkte können überall am Körper gefunden werden und sind eine der häufigsten Ursachen für akute und chronische Schmerzen am Bewegungsapparat.
Der Begriff „Trigger“ kommt dabei vom englischen Verb „to trigger = auslösen“. Es handelt sich also um einen bestimmten Punkt im Körper, der Schmerzen auslöst.
Das Wort „myofaszial“ besteht aus zwei Wortteilen:
myo: der Muskel, das Muskelgewebe betreffend
und
faszial: die Faszien sind Sehnen, Bänder und bindegewebige Hüllen der Muskeln
Myofasziale Schmerzen betreffen also Muskeln und deren bindegewebige Hüllen einschließlich der Sehnen und Bänder (Quelle: Ambulantes Schmerzzentrum München). Das Muskelbindegewebe wird unter dem Begriff Faszien, der mittlerweile sehr gebräuchlich geworden ist, zusammengefasst.
Wie lösen Triggerpunkte Schmerzen aus?
Überlastung und Traumatisierung können im betroffenen Muskel eine lokale Kontraktur (eben einen Triggerpunkt) auslösen und eine schmerzhafte Ischämie zur Folge haben. Der Begriff „Ischämie“ (griech.: ischein = zurückhalten, hindern) bezeichnet dabei eine Verminderung oder Unterbrechung der Durchblutung eines Organs, Organteils oder Gewebes in Folge mangelnder arterieller Zufuhr (durch Thrombose, Embolie, Gefäßspasmus). Dies kann naturgemäß Schmerzen verursachen.
Das Zentrum der verkrampften Muskulatur ist lokal begrenzt und druckempfindlich und als Knoten oder harter Strang tastbar. Die durch Dauerspannung verursachten Schmerzen können punktuell sein, strahlen aber meist auch in entfernte Körperregionen aus. Sie neigen zur Chronifizierung und können auch den Schlaf stören.
„Triggerpunkte können ausstrahlende Schmerzen auslösen. Beispielsweise können Rückenschmerzen mit Triggerpunkten in den Bauchmuskeln zusammenhängen, während Kopfschmerzen mit Triggerpunkten in den Nackenmuskeln zusammenhängen können.“ (Quelle: David G. Simons Academy)
Die Behandlung von Triggerpunkten
Akute, aber auch chronische, durch Triggerpunkte ausgelöste Schmerzen können mittels Kompression und manueller Dehntechniken erfolgreich behandelt werden.
Ende der 1980er Jahre entwickelte Dr. Beat Dejung (geb. 1934), ein Schweizer Arzt und Rheumatologe, etwa eine Behandlungsmethode, welche manuelle Techniken, Dehnungen, ergonomische Aspekte und das Dry Needling miteinschloss.
Die sogenannten manuellen Techniken beinhalten die manuelle Triggerpunkt-Therapie, bei der mit starkem, manuellem Druck seitens der Therapeut:innen gearbeitet wird. Dies kann für die Patient:innen auch schmerzhaft sein, wird aber häufig als ein „guter“ Schmerz empfunden, der die Verhärtung löst.
Die David G. Simons Academy beschreibt darüber hinaus, dass es insgesamt vier Techniken gibt, um einen Triggerpunkt zu behandeln, wobei diese auch kombiniert werden können. „Man unterscheidet zwischen Techniken, die den Triggerpunkt direkt behandeln (Technik I und II) und den Faszientechniken (Technik III und IV).
Die Entscheidung, einen bestimmten Triggerpunkt mit Dry Needling, manueller Triggerpunkt-Therapie oder einer Kombination aus beiden Techniken zu behandeln, treffen der Therapeut und der Patient gemeinsam.“ (Quelle: DGS Academy)
synaptos und die Triggerpunkte
Die Dokumentation von Triggerpunkten und deren Ursachen mit der Praxissoftware von synaptos steigert – meiner Ansicht nach – die Qualität und Effizienz der Physiotherapie. Die spezialisierte Software für Therapeut:innen unterstützt die Arbeit vor allem über die graphische Körperkarte (Bodychart) auf der Triggerpunkte und ihre Ausstrahlung schnell mittels Drag-und-Drop-Funktion hineingezogen werden können.
Außerdem ist es der Therapeutin/dem Therapeuten möglich anhand eines individuellen oder vorgefertigten Befundes auslösende Faktoren wie Beinlängendifferenzen, gewohnheitsmäßige Schiefhaltung und andere Überlastungen der Patient:innen zu dokumentieren. Zeichnet man zusätzlich die subjektive Schmerzangabe des Patienten/der Patientin in der VAS-Schmerzskala ein, kann der Therapeut/die Therapeutin dem Patienten/der Patientin auf einer Grafik den Therapieverlauf und den Erfolg der Intervention auch visuell darstellen.
So entstehen eine umfassende Dokumentation und ein Behandlungsplan, welche äußerst hilfreich für Therapeut:innen und Patient:innen sind.
Fallbeispiel
Hier habe ich ein Praxisbeispiel anhand einer meiner Patient:innen (Assistentin, 43 Jahre) vorbereitet. Bei ihr konnte ich mit synaptos Schmerzen und eine Bewegungseinschränkung der Halswirbelsäule sowie ausstrahlende Schmerzen vom lateralen Schulterbereich in den vorderen und seitlichen Arm dokumentieren. Zusätzlich ist ersichtlich, wie die Schmerzen von der Patientin auf der VAS-Skala eingeordnet wurden.
Fazit
Die Triggerpunkt- und Bindegewebsbehandlung bei überaus häufig vorkommenden Schmerzen im Bewegungsapparat bewährt sich in der täglichen Praxis sehr und ist für mich in Kombination mit synaptos zu einem unverzichtbaren Werkzeug im Management von neuromuskuloskeletalen Problemen geworden.
Meinen Therapie-Kolleg:innen möchte ich zum Abschluss noch einen Buchtipp zu diesem Thema mit auf den Weg geben: Das „Praxisbuch Myofasziale Triggerpunkte. Diagnostik – Therapie – Wirkungen“ von Heidi Tanno-Rast kann ich nur wärmstens empfehlen.
Hier geht es zu Ingrid Doboczkys anderem Expert:innen-Blog: Manualtherapie & synaptos ideal kombiniert.